
A. Brunst
Die Brunst ist jene Zeit, in welcher die
weiblichen Tiere die Männchen anziehen und sich in einer bestimmten Phase
decken lassen und im Normalfall auch trächtig werden. Die Auslösung und
der Ablauf des Geschehens wird hormonell gesteuert.
1. Hündin
Im allgemeinen tritt die erste Läufigkeit
bei der Hündin im Alter von 6-12 Monaten auf und wiederholt sich in einem
Sexualzyklus. Das Intervall zwischen zwei Läufigkeiten beträgt
meist 6-7 Monate. Kürzere (4 Monate) oder längere Zyklen (12 Monate)
bilden die Ausnahmen. In der Vorbrunst (Proöstrus) schwillt die Vulva an
und es zeigt sich ein rötlicher, fleischwasserähnlicher
Scheidenausfluss. In dieser etwa einwöchigen Phase ziehen
die Hündinnen wohl Rüden an, lassen sich aber nicht decken. Die Deck-
bereitschaft kommt erst in der eigentlichen Brunst, dem Östrus, am 9.
bis 14. Tag. Der Ausfluss ist dann schleimig und strohfarben bis gräulich.
Die Eierstöcke beginnen zu ovulieren. Etwa nach 21 Tagen ist die Läufigkeit
vorbei.
2. Kätzin
Kätzinnen sind saisonal polyöstrisch
(d.h. mehrmals rollig falls nicht aufgenommen) während 2-3 Phasen im
Jahr. Die erste Saison beginnt ziemlich genau nach Neujahr, die 2. im Frühling
und die dritte im Frühsommer. Ab Ende September bis Ende Dezember
herrscht im allgemeinen Ruhe. Die erste Rolligkeit tritt meist im
Alter von 5-9 Monaten auf. Rollige Kätzinnen zeigen ein sehr stark verändertes
Verhalten. Fast unaufhörliches Jammern und Rufen gehört ebenso dazu
wie das Kriechen und Wälzen auf dem Boden. Bei Deckbereitschaft halten
sie den Hinterteil hoch und legen den Schwanz zur Seite. An der Vulva
beobachtet man meist ganz wenig klaren Schleim. Lässt man keinen Kater
zu, dauert die Brunst etwa 2 Wochen und wiederholt sich während der
Brunstsaison 2-3 mal. Ist aber ein Kater zur Stelle, lassen sich die Kätzinnen
schon am 3. oder 4. Tag mehrmals decken. Durch das Bespringen wird der
Eisprung ausgelöst (sog. provozierte Ovulation) und die Brunst ist nach
ca. 24 Stunden vorbei.
B. Paarung
1. Hund
Normalerweise zeigt die Hündin die
Deckbereitschaft an, indem sie ruhig stehen bleibt, sich vom Rüden
beschnuppern lässt und dabei die Rute zur Seite hält. Manchmal läuft
eine Art Vorspiel ab. Häufig bespringen die Rüden aber die Hündin sehr
schnell. Nach dem Eindringen des Penis und wenigen Bewegungen folgt schon
der Samenerguss. Damit verbunden ist eine massive Anschwellung der
Peniseichel, was nach dem Absteigen zum Hängenbleiben führt. Meist
drehen sich die beiden voneinander ab und schauen in entgegengesetzter
Richtung. Dieser Zustand dauert in der Regel 10-30 Minuten, manchmal
weniger lang, manchmal sogar länger. Weil die Ejakulation gleich zu
Beginn erfolgt, nützt es beim unerwünschten Decken nichts mehr, die
Tiere gewaltsam oder mit Abspritzen trennen zu wollen. Um schwere
Verletzungen bei Hündin und Rüde zu vermeiden, gibt es nur das Abwarten,
bis sich die Paarung wieder löst.
Möglichkeiten nach unerwünschtem
Decken:
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Kastration
nach dem Abklingen der Läufigkeit.
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Nidationsverhütung
mit einer Oestrogen-Therapie. Es besteht allerdings ein
erhebliches Risiko für eine Gebärmuttervereiterung.
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 | Therapie: Allopathie:
Oestradiolbenzoate®-Injektionen,
0.1 mg pro kg KGW s.c., am
3. 5. und 7. Tag nach dem Decken.
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2. Katze
Ein deckbereite Kätzinnen reibt ihren Kopf an
Gegenständen, dann am Kater und rollt sich auf dem Boden. Sie dreht ihren
Hinterteil dem Kater zu und lässt sich beschnuppern. Meist bespringt dann
der Kater die Kätzin sehr schnell, fasst sie mit den Zähnen am Nacken
und dringt ein. Die Begattung dauert nur ca. 10 Sekunden. Anschliessend
weiten sich bei der Kätzin die Pupillen und sie unternimmt einen Angriff
auf den Kater.
C. Trächtigkeit
Nach dem Deckakt arbeiten sich die Spermien durch
den Muttermund und die Gebärmutterschläuche bis in die Eileiter hoch.
Gleichzeitig kommt es auf den Eierstöcken zum Eisprung. Bei Hunden und
Katzen werden mehrere Eizellen frei, die von den Eileitertrichtern
aufgefangen und in den Eileitern Richtung Gebärmutter befördert werden.
Dort kommt es jetzt zur Befruchtung der Eizellen durch die Spermien. Die
befruchteten Eizellen beginnen sich zu teilen und erreichen dann die Gebärmutter,
wo sie sich in die vorbereiteten Schleim- häute einnisten (Nidation). Das
Embryonalwachstum kann beginnen. Frühe Anzeichen der Trächtigkeit sind
das Festerwerden der Zitzen und die beginnende Entwicklung des Gesäuges.
Nach ca. 3 Wochen kann man bei Hündinnen und Kätzinnen durch Abtasten
eine Trächtigkeit nachweisen. Die Fruchtampullen haben jetzt einen
Durchmesser zwischen 1-4 cm. In jeder Ampulle verbindet sich ein gürtelförmiges Gewebe mit der
Gebärmutter- schleimhaut und stellt mit der
Nabelschnur die Verbindung zum Fötus her. Dabei handelt es sich um die
bei Hunden und Katzen übliche Gürtelplazenta (Mutterkuchen). Die
Plazenta dient dem Fötus nicht nur als Quelle für seine Nährstoffe und
den Sauerstoff, sondern auch für die Abgabe seiner Schlackenstoffe und
des Kohlendioxydes. Mittels Ultraschall-Untersuchung kann die Trächtigkeit
ev. eine Woche früher festgestellt werden.
Trächtigkeitsdauer:
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Hündin 59-68 Tage
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 | Kätzin 60-65 Tage
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Während der Trächtigkeit und der Laktation nach
der Geburt haben die Tiere einen erhöhten Eiweiss- und
Kalzium/Phosphorbedarf. Am besten füttert man ein gutes Leistungsfutter,
z.B. Whiskas oder Pedigree Concentration Diet mit 3-4 Mahlzeiten am
Tag. Nach Ablauf dieser Fristen kommt es zur Geburtsauslösung und zur
Austreibung der Welpen aus den muskulösen Gebärmutterschläuchen durch
den geöffneten Muttermund über die Scheide und den Scheidenvorhof ans
Tageslicht.
S. 185 "Der kleine
Tierarzt" Das
Kapitel umfasst 7 Seiten. S. 185-192.
I.
Bau und Funktionen Organismus
S. 11 "Der kleine Tierarzt"
II.
Untersuchungsgang und Untersuchungstechnik
S. 61 "Der kleine Tierarzt"
III.
Medikamentenlehre S.
73 "Der kleine Tierarzt"
IV.
Apotheke S. 97
"Der kleine Tierarzt"
V.
Alltägliche Krankheiten und deren Behandlung
S. 101 "Der kleine Tierarzt"
VI.
Notfälle S. 177
"Der kleine Tierarzt"
VII.
Fortpflanzung S. 185
"Der kleine Tierarzt"
VIII.
Gesundheitsvorsorge S.
193 "Der kleine Tierarzt"
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