
A. Untersuchungsgänge
Der Untersuchungsgang soll mit einer
gewissen Systematik zu allen nötigen Informationen über ein vorliegendes
Problem zur Diagnose führen. Dabei ist ganz klar, dass häufig
sehr kurze Untersuchungen völlig ausreichen, manchmal aber ausführliche,
tiefgreifende Abklärungen nötig werden. Zur Informationsbeschaffung gibt
es drei Bereiche: Die Vorgeschichte (Anamnese), die allgemeine
Untersuchung und die spezielle Untersuchung. Zur Untersuchung
brauchen Sie einen Fiebermesser, eine starke Taschenlampe, eine Lupe und
vor allem scharfe Sinne. Der richtige Einsatz von Augen, Ohren, Nase und
Fingerspitzen führt manchmal schneller und schonungsvoller zur Diagnose
als belastende, teils schmerzhafte, aggressive Abklärungsmethoden. Falls
Sie sich fast perfekt ausrüsten möchten, wären ein Stethoskop für das
Abhören, eine Augen- und Ohrenlampe und ein Nadelrädchen zur Sensibilitätsprüfung,
noch sehr hilfreich.
B. Vorgeschichte
Sie beinhaltet Informationen über den
Krankheitsbeginn, die ersten Symptome und deren weitere Entwicklung.
Manchmal kann es sich lohnen, sich einige Notizen zu machen, weil exakte
Angaben für eine schnelle und richtige Diagnose sehr hilfreich sein können.
C. Allgemeine Untersuchung
Die allgemeine Untersuchung kommt immer dann
zur Anwendung, wenn ein Tier generell krank erscheint. Man erhält damit
wertvolle Informationen über den Zustand wichtiger Organsysteme. Als
sehr informativ gelten die Körpertemperatur, die Färbung der Schleimhäute,
Beobachtungen bezüglich Herzschlag, Puls und Atmung.
1. Körpertemperatur
Die Messung geschieht am besten mit einem
elektronischen Fiebermesser im Mastdarm. Man bestreicht dazu die
Fiebermesserspitze mit einer Hautpflegesalbe und führt sie durch den
After 4-5 cm in den Darm ein. Schon nach einer Minute kann das Resultat
abgelesen werden. Obwohl das Fiebermessen bei richtigem Vorgehen nicht
schmerzhaft ist, sträuben sich manche Tiere dagegen. Wenden Sie in einem
solchen Fall niemals Gewalt an. Versuchen Sie es zu zweit, indem jemand
das Tier durch intensives Streicheln oder durch die Gabe von Bisquits
ablenkt. Aus meiner Erfahrung geht es bei Katzen am besten in Seitenlage
bei intensivem Streicheln. Hunde lassen sich häufig mit Bisquits derart
ablenken, dass man den Fiebermesser am stehenden Tier problemlos einführen
kann.
Normaltemperatur bei grösseren Hunden:
38.0 - 38.7
Normaltemperatur bei kleineren Hunden
38.5
- 39.0
Normaltemperatur der Katzen
38.6 - 39.0
2. Schleimhäute
Zur Beurteilung eignen sich die Schleimhaut
der Oberlippen, der Zunge und die Bindehäute der Augen. Vor allem die
Farbe der Schleimhäute, aber auch die Rückfüllzeit nach Fingerdruck,
geben Hinweise auf den Zustand des peripheren Kreislaufes aber auch auf Störungen
im Blut. Durch leichtes herunterziehen des Unterlides lassen sich die
Bindhäute bei Katzen und Hunden gut beurteilen. Die etwas nach aussen
gedrehte Oberlippe eignet sich beim Hund ideal zur Schleimhaut- kontrolle,
bei der Katze geht die Zunge fast besser. Folgende Farben sind zu
beobachten: Von Rot, über Rosa bis Weiss, von schwach Blaurot bis stark
Blaurot, von Orange bis Gelb. Drückt man mit einem Finger kurz auf die
Oberlippen- schleimhaut, erscheint die Stelle vorerst weiss und füllt sich
dann wieder mit Blut. Normalerweise dauert die Rückfüllung weniger als
eine Sekunde. Falls der Vorgang aber länger dauert, gibt er Hinweise auf
eine Kreislaufstörung. Über die Bedeutung dieser Farben und der Rückfüllzeit
mehr im Kapitel Krankheiten.
Seite 61, "Der
kleine Tierarzt"
Das Kapitel umfasst
3 Seiten, S. 61-63.
I.
Bau und Funktionen Organismus S.
11
"Der kleine Tierarzt"
II.
Untersuchungsgang und Untersuchungstechnik S.
61
"Der kleine Tierarzt"
III.
Medikamentenlehre S.
73
"Der kleine Tierarzt"
IV.
Apotheke S. 97
"Der kleine Tierarzt"
V.
Alltägliche Krankheiten und deren Behandlung S.
101
"Der kleine Tierarzt"
VI.
Notfälle S. 177
"Der kleine Tierarzt"
VII.
Fortpflanzung S. 185
"Der kleine Tierarzt"
VIII.
Gesundheitsvorsorge S.
193
"Der kleine Tierarzt"